Friesenhaus auf der Insel Föhr
Ringreiten auf der Insel Föhr

Ringreiten

In vielen Orten finden jährlich Turniere mit Festumzügen statt, Gewinner wird, wer die meisten Ringe sticht. Um diese zu erlangen, müssen die Reiter im Galopp unter dem Galgen reiten, an dem der Ring mit einem Magneten an einem über der Bahn gespannten Band befestigt ist, um diesen mit ihren zwischen 50 und 160 cm langen Lanzen aufzuspießen. Im alten Amt Stapelholm in Schleswig-Holstein wird statt der Lanze ein sogenannter Stecher verwendet. Anfänglich haben alle 24 im Spiel befindlichen Ringe einen Durchmesser von 22 mm, der sich im Verlaufe des Wettkampfs bis auf 6 mm verkleinert. Der Reiter, der letztlich die meisten Ringe aufspießen kann, wird zum König ausgerufen. Der schlechteste Teilnehmer erhält in vielen Fällen den Titel Blindstecher (ähnlich dem Pudel beim Kegeln).

Ringreiten ist hauptsächlich in Norddeutschland und im südlichen Dänemark verbreitet, aber auch auf der niederländischen Insel Walcheren. Die größten Ringreiterfeste finden in Aabenraa, einer Hafenstadt Südjütlands, und auf der Insel Als jährlich zwischen Mai und August statt. Auf der Insel hat jeder Ort seine eigene Veranstaltung. Hier kämpfen teilweise über 1.000 Teilnehmer um den Titel des Königs und nehmen anschließend am traditionellen abendlichen Ringreiteressen, mit einer speziellen Ringreiterwurst, teil. Eingeleitet wird das Fest von einem festlichen Umzug und umrahmt von einem mehr oder minder ausgedehnten Volksfest mit Bierzelt, Fahrbetrieben und einem Programm für Jung und Alt.

Das Ringreiten kann auch als Mannschaftssport durchgeführt werden. In diesem Fall werden die Punkte der Mannschaftsmitglieder zum Mannschaftsergebnis zusammengezählt.

Das Ringreiten ist verwandt mit dem mittelalterlichen Ringstechen, das teils als Knappenübung neben dem gefährlichen Tjosten der Ritter genutzt wurde. Die Knappenübung des Ringstechen konnte dabei auch ohne Pferd erfolgen, bei der auf Drehscheibe sitzend ein handtellergroßer Ring mit der Lanze bzw. dem Rennspieß anvisiert wurde. In vielen Sprachen wird das Ringstechen zu Pferd daher als Karussell bezeichnet, während diese Bezeichnung im Deutschen nur für die Fahrgeschäfte erhalten blieb – die traditionelle Form des Caroussels mit hölzernen Pferden weist dabei auf den Ursprung hin.

Andererseits kamen Abwandlungen des mittelalterlichen Lanzenstechens zu Pferd auch eigenständig bei Volksfesten in vielen Variationen vor, etwa die heute noch durchgeführte Quintana von Ascoli Piceno. Diese Abwandlungen haben das Mittelalter überlebt, für den Barock etwa fanden auch Turniere im Ringelstechen zu Pferd statt, das in seinen Regeln dem heutigen Ringreiten ähnelt (beispielsweise Duell mit je zehn Lanzenproben auf einen handtellergroßen Ring).

Biikebrennen auf der Insel Föhr

Biikebrennen auf Föhr

Der Ursprung des Festes ist unklar; wahrscheinlich sollte das Feuer im Mittelalter böse Geister vertreiben und die neue Saat schützen. Auf den Inseln diente das Biikefeuer später zur Verabschiedung der Walfänger. Die Frauen zündeten die Feuer entlang des Strandes an, um den fahrenden Männern noch lange sicheres Geleit zu geben.
 
Einer Sylter Legende nach galt dieses Signal gleichfalls den dänischen Männern auf dem Festland und sollte ihnen vermitteln, dass die Inselfrauen nun wieder allein auf dem Hof waren und Hilfe bei der Arbeit und „anderen Dingen“ benötigten. Der Beginn der jährlichen Walfangsaison am Petritag hing mit einem Beschluss der Hansestädte aus dem Jahr 1403 zusammen, nach dem zwischen Martini (11. November) und Petri Stuhlfeier die Schifffahrt ruhen sollte. Der Petritag am 22. Februar war also ein wichtiges Datum für die mittelalterliche Schifffahrt (Ende der Winterpause, Frühlingsbeginn).
 
Die Leuchtfeuer bestanden noch im 17. und 18. Jahrhundert aus primitiven Leuchtbaken an den Stränden, die den Seefahrern und Walfängern als Navigationshilfe dienten. Die heute üblichen großen Feuerstöße sind wahrscheinlich erst Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden. Auch die einheitliche Festlegung des Biikebrennens am Abend des 21. Februars ist erst Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt worden.

 

Biike und der Petritag (nordfriesisch piddersdai bzw. piadersdai) sind noch heute wichtige Feiertage, vor allem auf den nordfriesischen Inseln und den Halligen. Auch auf den dänischen Wattenmeerinseln ist das Biikebrennen als Pers awten oder Pers aften („Peters Abend“) bekannt. Inzwischen hat sich das Biikebrennen auch im schleswig-holsteinischen Binnenland verbreitet, zum Beispiel in Stapelholm. Hier wird es jedoch Beekenbrennen genannt und wird traditionell bereits am 2. Februar begangen.

Bis ins 19. Jahrhundert wurde es auch auf dem nordfriesischen Festland gefeiert, geriet dann aber mehr und mehr in Vergessenheit und wird erst langsam nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zu Ehren gebracht. Zur Brauchtumspflege gehören inzwischen auch (wieder) Kinder, die Gedichte in einem der nordfriesischen Dialekte aufsagen.

Vereinzelt finden Biikebrennen auch an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste statt, auch wenn dort eine kulturelle Überlieferung fehlt. So fand beispielsweise am 21. Februar 2014 das nördlichste Biikebrennen an der Ostsee in Wassersleben bei Flensburg zum zehnten Mal statt.

Das Biikefeuer besteht heute meist aus alten Weihnachtsbäumen und Gestecken, die bis zum Biikebrennen aufgehoben wurden. Viele nutzen den Anlass, um Büsche zu schneiden und bei der Biike zu verbrennen. Jede Dorfgemeinschaft und viele Gehöfte haben ihre eigenen Biikefeuer, die Mittelpunkt von feierlichen Aktivitäten wie Gesang oder Schauspiel sind. Auf den Inseln Föhr, Amrum und Sylt entstanden daneben weitere Traditionen wie das vorzeitige Anzünden der Feuer in Nachbardörfern.

In manchen Dörfern wird im Feuer eine Strohpuppe verbrannt. Die im Feuer verbrannte Strohpuppe wird Petermännchen genannt und hat, so ist die Vermutung, nichts mit dem Heiligen Petrus, sondern mit dem Papst (also dem Petrus-Amt) und dem damit verbundenen christlichen Glauben zu tun, der abgelehnt wurde. Am Folgetag, dem 22. Februar, feiert die katholische Kirche das Fest Kathedra Petri, also den Stuhl des Papstes, bzw. die Vorrangstellung des Petrus-Amtes, was das Lehramt betrifft. Ein Zusammenhang des Petermännchens, das in das Biikefeuer geworfen wird, mit dem Amt des Papstes in Rom liegt somit nahe. Die Strohpuppe symbolisiert darüber hinaus den Winter, der nun ausgetrieben wird.

Andernorts stellt man auf die Biikespitze ein altes Holzfass oder -eimer, mit dessen Fall der Winter vorüber ist. Auf Sylt wird vor dem Entzünden der Biike eine Ansprache auf Sylter Friesisch gehalten, die häufig anschließend in deutscher Übersetzung wiederholt wird. Oftmals spricht ein Pastor oder Bürgermeister; vielfach sind es auch des Friesischen kundige Bürger, die die Rede halten: Sie endet mit der Aufforderung „Maaki di biiki ön“ („Macht die Biike an“).

Nach der Biike gibt es traditionell ein Grünkohlessen. Auf Sylt und Föhr haben die Schulkinder am nächsten Tag frei.

Hualewjonken auf der Insel Föhr

Hualewjonken auf der Insel Föhr

Die Zusammenkünfte der ledigen Seefahrer am dämmrigen Nachmittag wurden Hualewjonken genannt. Mit dem Niedergang des Walfangs um diese Zeit und der Schließung der Schulen durch die preußischen Machthaber nach 1867 änderte sich auch das Hualewjonken zu einem Treff der Landwirte später am Abend.
 
Im Vordergrund stand die Geselligkeit. Zum Hualewjonken gehörte auf Föhr der Brauch des Üütjschiten („Ausschießens“). Ein unverheirateter Mann, der zum siebenten Mal bei einer Frau in deren Haus angetroffen wurde, wurde von den Mitgliedern des Hualewjonken nach einigen Schüssen in die Luft vor die Wahl gestellt, sich mit der Frau zu verloben und die übrigen Mitgliedern zum Umtrunk einzuladen oder in der Karre durch das Dorf gefahren zu werden.